Gibt es dieses Gesetz wirklich?
Ja, diese Regel gibt es.
Zwar handelt es sich nicht um ein Gesetz im Sinne von einem Paragrafen im BGB oder einem anderen Gesetzbuch, wohl aber um einen Bestandteil der so genannten „Jenaer Regeln“, dem ersten Regelwerk des deutschen Fußballs aus dem Jahr 1896. Offenbar – so sagen es die Quellen – hatte man auf den Wiesen an der Saale nicht nur Probleme mit regelmäßigen Überschwemmungen, sondern auch mit allerlei Baum- und Strauchwerk, was sodann die Verfasser der Jenaer Regeln dazu veranlasste, den Passus der Bewuchsfreiheit in das Regelwerk mit aufzunehmen.
Tatsächlich fände ich es wünschenswert, wenn bei jeder WM das Spielfeld erst einmal auf Bewuchsfreiheit kontrolliert werden müsste, in einem Wüstenstaat ist dies hingegen nicht nur aus Gründen des heute allerortens verwendeten Rollrasens eher überflüssig. Selbst die Frage, ob ein Höher, Schneller, Weiter oder in diesem Fall Teurer, Außergewöhnlicher, Ausufernder wirklich immer sein muss, oder ob nicht der Anlass, dass sich Teams verschiedenster Nationen in friedlichem Wettkampf messen, nicht allein schon genügen würde, bleibt nicht das einzige Problem dieses Turniers. Da wären schließlich noch Menschenrechtsverletzungen, Umweltwahnsinn, Winterturnier.
Falls Sie sich aus einem – oder allen – Gründen entschlossen haben, das Turnier zu ignorieren, wünsche ich Ihnen eine friedliche Spätherbst- und Vorweihnachtszeit. Falls Sie sich dem Ballzauber doch nicht ganz entziehen können, wünsche ich eine spannende WM und erlaube mir, den Buchtitel unseres Universitätspräsidenten Metin Tolan zu zitieren: Manchmal gewinnt der Bessere.
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